Zuffenhausen-Turnier: Titelverteidigung nach Herzschlagfinale

Seit einigen Jahren ist das Pokal-Turnier des TTC Zuffenhausen ein fester Bestandteil der Saison-Nachbereitung. Nach getaner Arbeit in der regulären Spielrunde geht es kurz vor der Sommerpause in Richtung Stuttgart zum alten Verein unseres Abteilungsleiters Torsten Merz. Am 4. Juli war es wieder soweit, aber in diesem Jahr reisten wir mit einem wichtigen Gepäckstück mehr an als sonst: dem Wanderpokal. Abstatt kam 2009 nämlich nicht wie bei den vorigen Turnieren als Jäger nach Zuffenhausen. Diesmal waren wir die Gejagten. 2008 hatte das TGV-Trio Torsten, Konstantin Agapov und Simon Leißler bei ihrem Premieren-Auftritt in dieser Besetzung als erstes Abstatter Team in der Gruppe "bis A-Klasse" die begehrte Trophäe errungen und aufs Land entführt. Jetzt galt es, diese zu verteidigen.
 

Das Siegerfoto 2008: (v.l.) Torsten, Simon, Konstantin
 
Angespornt durch die herausragende Saison, die hinter ihnen lag (A-Klasse-Meister, Aufsteiger und Pokalsieger mit der Herren 2), gingen die Abstatter mit großem Selbstbewusstsein ins Turnier. Gespielt wird im bekannten System für Dreier-Mannschaften: drei Einzel, ein Doppel und dann - falls zu diesem Zeitpunkt noch nicht eines der Teams die zum Sieg nötigen vier Matches gewonnen hat - bis zu drei weitere Einzel.
In der Gruppenphase des Turniers ließen die Abstatter nichts anbrennen. Lediglich das erste Spiel wurde mit 4:2 etwas enger, die beiden weiteren Partien gingen jeweils mit 4:0 glatt an die Titelverteidiger. Damit hatten Torsten, Konstantin und Simon die Pflicht erfüllt und sich mit Platz 1 in der Gruppe für das Endspiel qualifiziert. Hier wartete das Trio des TTC Emmendingen (bei Freiburg).
Ein überragender Konstantin Agapov sorgte mit einem starken Sieg gegen die Nummer 1 der Badener für einen Start nach Maß und alles schien nach Plan zu laufen. Doch dann legten die Emmendinger richtig los: Erst musste sich Simon in einem engen Match mit 2:3 der gegnerischen Nummer 2 geschlagen geben, dann fand Torsten gegen den defensiven Dreier nicht richtig zu seinem Spiel. 1:2 aus TGV-Sicht, im Doppel musste unbedingt der Anschlusspunkt her. Konstantin und Simon kämpften um jeden Ball, aber die Paarung des TTC war einfach besser. Die Abstatter wurden von einem Angriffs-Feuerwerk überrollt und fanden keine ebenbürtige Antwort. 3:1 für Emmendingen und damit war es eigentlich schon fast gelaufen. Lediglich ein einziger weiterer Sieg trennte die Badener vom Gewinn des Zuffenhausen-Pokals, der Titelverteidiger hatte ausgespielt. Als dann auch noch Simon im Match gegen die starke Nummer 1 des TTC im ersten Satz kein Land sah und bis zum Zwischenstand von 0:5 einen Ball nach dem anderen um die Ohren bekam, hätte m an auch gleich den Gegnern gratulieren können. Die Lage war aussichtlos.
Doch dann, auf einmal, wie vom Blitz getroffen, kam wieder Leben in das TGV-Team. Simon schrie seinen Frust heraus und biss sich wie ein Berserker zurück ins Spiel. Plötzlich gab es für ihn kein Halten mehr und jeder Schlag saß. Ob im Angriff oder beim Block, der Abstatter wuchs weit über sich hinaus und aus einem 0:5 wurde tatsächlich noch ein 11:8! Und die weiteren Sätze gingen wie im Rausch: Mit 11:4 und 11:5 schoss Simon seinen Gegner vor den fassungslosen Augen der mitgereisten Emmendinger Fans regelrecht vom Tisch! Beflügelt von diesem kleinen Wunder drehte auch Torsten nun das Ruder seines Spiels herum. Mit 1:2 war er bereits in Sätzen zurückgelegen, doch jetzt war auch bei ihm die Lebenskraft zurückgekehrt. Der ehemalige Zuffenhausener agierte taktisch brillant, platzierte hervorragend und schaffte es, das aggressive Spiel des gegnerischen Zweiers unter Kontrolle zu bekommen. Schließlich erspielte er sich im Fünften eine komfortable Führung und brachte diese dann auch nach Hause. Die Abstatter hatten sich mit großer Moral und ungebrochenem Siegeswillen wieder in das Finale zurückgekämpft und so ging es beim Stand von 3:3 nun um die Wurst.
Konstantin musste es richten. Mit seinem defensiven Spiel war der Kontrahent desjenigen Abstatters, der als einziger der TGV-Spieler im bisherigen Turnierverlauf noch kein einziges Einzel verloren hatte, eigentlich ein gefundenes Fressen. Doch einmal mehr meldeten sich bei Konstantin in einem entscheidenden Moment die Nerven. Nichts lief zusammen im ersten Satz, Top-Spins landeten im Netz oder in den Wolken, selbst sichere Bälle fanden nicht ihr Ziel. Die Hand zitterte und die Angst vor der Niederlage lähmte die Beine. In der Satzpause brachte aber das Coaching die entscheidende Wende. Torsten und Simon pushten ihren Teamkameraden nach allen Mitteln der Kunst, stachelten ihn an und motivierten. Und es zeigte Wirkung. Ein ganz anderer Konstantin spielte da im zweiten Satz und auf einmal traf er wieder. Ab diesem Zeitpunkt ließ ihn das ausschließlich für Emmendingen klatschende Publikum kalt, ab diesem Zeitpunkt hatte sein Gegner das Spiel verloren. Konstantin traf alles, schoss aus allen Rohren, und als die La wine einmal rollte, gab es kein Entrinnen mehr. Mit nun breiter Brust und fest entschlossenem Blick holte der Abstatter drei Sätze in Folge und riss den Badenern ihren sicher geglaubten Sieg doch noch aus der Hand. Nach 1:3-Rückstand hatte das TGV-Trio das Blatt auf beinahe unglaubliche Weise gewendet und in einem Herzschlagfinale mit 4:3 am Ende den Titel verteidigt!
 

Kein Mann für die entscheidenden Spiele? - Von wegen! Konstantin Agapov (hier links beim finalen Angriff) besiegte den stärksten Gegner überhaupt - seine eigenen Nerven - und belohnte die sensationelle Aufholjagd seines Teams mit dem Pokal!
 
Damit verlängert der Zuffenhausener Wanderpokal seinen Land-Urlaub für (mindestens) ein Jahr und ist nach minimaler Unterbrechung nun wieder auf der Vitrine im Foyer des Abstatter Vereinszentrums zu bewundern.
Simon Leißler